Immer wieder taucht die Frage auf:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Sekundarschule und einer Gesamtschule?
Fakt ist: Es gibt keinen!!! Egal, was man sich anschaut - ob die Unterrichtsfächer, die Stundenzahlen, die Unterrichtsorganisation oder die Lehrpläne -, es stimmt alles überein (vgl. §§ 17, 17a SchulG; §§ 19, 20 APO; recht.nrw.de: Anh. zu Art. 1 Nr. 19, Anl. 4a, Anh. zu Art. 1 Nr. 22 Anl. 7a). An beiden Schulformen wird ab Stufe 5 die erste Fremdsprache angeboten. Ab Stufe 7 entscheiden sich die Schüler*innen im Wahl-Pflicht-Bereich für ein viertes Hauptfach - im Angebot ist hier unter anderem die zweite Fremdsprache. Zudem werden in Stufe 7 die Fächer Mathematik und Englisch in Erweiterungs- und Grundkurse (E- und G-Kurse) differenziert; das Gleiche passiert in den Stufen 8 und 9 bei den Fächern Deutsch und Physik oder Chemie. Auch die Abschlüsse sind an beiden Schulformen deckungsgleich: Erster Schulabschluss (nach Stufe 9), Erweiterter Erster Schulabschluss (nach Stufe 10), Mittlerer Abschluss (FOR) und Mittlerer Abschluss mit Qualifikation (FOR-Q). Wer den höchsten Abschluss (FOR-Q) erzielt, erhält die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe. Das bedeutet ein mögliches Weiterlernen am Gymnasium, an einer Gesamtschule oder in den Bildungsgängen der Berufskollegs, die zur allgemeinen Hochschulreife führen (Abitur). Ein Platz am Kooperationsgymnasium ist in jedem Falle garantiert.
Warum aber gibt es dann die Schulform „Sekundarschule“ überhaupt?
In manchen Gemeinden gibt es nicht genug Schüler*innen, um die geforderte Mindestgröße einer Gesamtschule zu erreichen und eine eigene Oberstufe zu bilden. Doch wohin sollen die Kinder gehen, die für das Gymnasium nicht das richtige Lerntempo oder die nötige Lernbereitschaft haben? Kinder, die besser in einem kleineren System aufgehoben sind, in welchem sie in zahlreichen Fächern gemäß ihren Fähigkeiten auf unterschiedlichen Niveaus unterrichtet und ihre praktischen, künstlerischen und sozialen Kompetenzen gefördert werden? Wo die gezielte Vorbereitung auf das Berufsleben eine große Rolle spielt? Kinder, die vielleicht noch nicht in Klasse fünf, wohl aber in einer höheren Klasse den Sinn für das Ziel „erfolgreicher Schulabschluss“ entwickeln?
In der Gemeinde Eitorf wurde 2012 aus all diesen Gründen eine Sekundarschule, die Schule an der Sieg, gegründet, um den Kindern aus Eitorf und den umliegenden Ortsteilen die Möglichkeit zu bieten, ihren kurzen Schulweg beizubehalten und trotzdem sämtliche Schulabschlüsse erreichen zu können (siehe oben; mit FOR-Q hat man Garantie auf einen Platz am Siegtal-Gymnasium; zudem besteht eine Kooperation mit dem Berufskolleg Eitorf/Siegburg). Mit einem Kollegium bestehend aus Lehrer*innen der Sekundarstufen I und II sowie Sozialarbeiterinnen, einer Multiprofessionelles-Team-Kraft (mit Schulhund) und mehreren Sonderpädagog*innen bietet die Schule an der Sieg als kleines, nahezu familiäres System zahlreiche Möglichkeiten, sich neben dem optimalen Schulabschluss auch individuell um alle Kinder zu kümmern und diese bestmöglich zu fördern und zu fordern. Die Zahlen sprechen für sich: Ca. 70% der Schüler*innen erreichen jedes Jahr mindestens den Mittleren Schulabschluss (40%: FOR-Q; 30%: FOR). Für sprachlich interessierte Kinder gibt es einen bilingualen Zweig, der nach einer Orientierungsphase Fachunterricht auf Englisch anbietet.
Diese Förderung jedes einzelnen Kindes gilt aber nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch bezüglich der außerunterrichtlichen Kompetenzen: Beim Sozialen Lernen und bei zusätzlichen Qualifikationsangeboten (u.a. Streitschlichter, Sporthelfer oder Schulsanitäter) können alle Kinder ihre individuellen sozialen Fähigkeiten einbringen und weiterentwickeln. Das Eigenverantwortliche Arbeiten (EVA) und das Lern-Coaching unterstützen jedes Kind auf seinem Niveau und stärken das Selbstbewusstsein für eine aktive Teilnahme am Unterricht.
Festzuhalten bleibt also: Es gibt keinen Unterschied zwischen den beiden Schulformen - alle diese Möglichkeiten bieten Sekundarschulen genau so an wie Gesamtschulen. Entscheiden Sie sich mit diesem Wissen für die richtige Schulform für Ihr Kind. Bedenken Sie dabei, dass die Grundschullehrer*innen das Lernverhalten Ihres Kindes vier Jahre lang beobachtet haben und dementsprechend eine ausführlich durchdachte Empfehlung für die weiterführenden Schulen abgeben. Und sollte Ihr Kind entgegen dieser Einschätzung an der weiterführenden Schule über- oder unterfordert sein, werden Sie individuell beraten und eine gemeinsame Lösung, z.B. in Form einer Hospitation an der Kooperationsschule mit einem möglichen anschließenden Schulwechsel, gefunden.