Renommierte Künstler über Raumspuren

Ulla Geiges (Choreographin) Paris

Die tänzerischen Bewegungen fanden vornehmlich auf Hockern statt, so dass die notwendigen Abstandsregeln eingehalten werden konnten. Die Bewegungsmotive hatte Mathis Wagenbach entwickelt und gefilmt. So konnte das Filmmaterial den SchülerInnen auf großer Leinwand im PZ der Schule während den Proben eingespielt werden.

Choreographisch wurden die Bewegungsmotive von Ulla Geiges kanonartig gesetzt, damit die SchülerInnen nicht nur ihre Bewegungsfähigkeit schulen, sondern auch Musikalität und Konzentration verbessern lernten.

Für die Bewegungen im Raum (kleine Hüpf- und Sprungkombinationen) wurden Materialien wie Besenstiele und Gymnastikringe genutzt, um den nötigen Abstand wahren zu können.

Da die ursprünglich geplante Aufführung auf Grund der Coronaschutzverordnungen nicht möglich war, wurde das Projektergebnis in mehreren Durchläufen gefilmt. (Kamera: Franz Wagenbach)

Der Film wurde geschnitten und wird den SchülerInnen mit Schulbeginn im Januar auf einem USB-Stick zur Verfügung gestellt werden.

Alles in allem muss gesagt werden, dass das Projekt trotz der erschwerten Bedingungen hervorragend gelaufen ist.

Die gute Vorbereitung des Teams, vor allem aber die hervorragende Organisation durch Frau Schöberl, ließen konzentriertes Proben zu, ohne jeden Zeitverlust.

Auch die SchülerInnen zeigten sich ausgesprochen interessiert, waren aufmerksam bei der Sache und übten eifrig ihre Motive. Sie waren ganz offensichtlich froh, endlich einmal wieder etwas gemeinsam entwickeln zu dürfen.

Ungewohnt war natürlich für alle, dass durch das Tragen der Masken die Mimik vollkommen weg blieb, dass kein Ausdruck im Gesicht zu lesen war. Es zeigte sich, dass wenn der Ausdruck im Gesicht fehlt, der Körperausdruck um ein vielfaches stärker sein muss, dass viel mehr Spannung und Dynamik in die Bewegung einfließen muss, um die tänzerische Aussage zu transportieren.

Dies war für viele nicht einfach, dieweil völlig ungewohnt.

Sich immer wieder selbst im gefilmten Material sehen zu können, gab den SchülerInnen jedoch die Möglichkeit zu einer Selbstreflexion, welche sich bei einigen letztendlich auch in der dynamischeren Ausführung der Bewegung widerspiegelte.

Ulla Geiges, 06.01.2021

Ulla Geiges wurde in Basel/CH geboren und wuchs bei Freiburg im Breisgau/D auf.

Sie begann ihre Tanzausbildung an den Städtischen Bühnen in Freiburg, wo sie schon als Jugendliche in Ballett- und Musiktheaterproduktionen mitwirkte.
Nach ihrem Abitur setzte sie ihre Ausbildung in Zürich fort, um sie später an der Rambert Ballett School in London mit einem Choreographiestudium abzuschließen.

1984 ging sie nach Paris, wo sie mit unterschiedlichen Ensembles arbeitete, bevor sie 1987 die KYMA DANCE Company gründete.

Für die Kompanie choreographierte sie Stücke wie „La Vie en Prose“, „Jeux de Société“, „Cassandre ou La Pavane des Fous“…, die sie in Frankreich, Deutschland und der Volksrepublik China aufführte.
1995 zog sie nach Moskau, wo sie junge russische Tänzer in zeitgenössischem Tanz auszubilden begann. Es entstandenen Choreographien, die von der russischen Presse ebenso wie vom russischen Publikum mit Enthusiasmus aufgenommen wurden. Das Tanzstück „Swadebka/Les Noces“ wurde im Jahr 2000 für die Goldene Maske nominiert.

Noch in Rußland entwickelte Ulla Geiges Tanztheaterprojekte mit Kindern aller Altersstufen und unterschiedlichster gesellschaftlicher Prägung, einerseits um die Kreativität der Kinder und Jugendlichen zu wecken, andererseits aber auch, um die Kinder an Verantwortlichkeit, wie sie ein solches gemeinsames Projekt erfordert, heranzuführen. „Schnee von Gestern….?“ ist eines der Ergebnisse dieser Arbeit. Zurück in D führte U.G. ihre Arbeit in diesem Geiste weiter und gründete im Mai 2001 das Junge Ensemble am tanzhaus nrw -JET– in Düsseldorf.
Es entstanden Werke wie „Variationen zu Peer Gynt“, „Von Spatzen, Schwänen und anderen schrägen Vögeln“ und „1,2,3….fugato!“

U.G. war als Gastdozentin für die Hochschule der Künste in Arnheim/NL, sowie für den Masterstudiengang V.I.E.W. der Deutschen Sporthochschule Köln tätig. Als künstlerische Leiterin betreut und gestaltet sie den Tanzabend der Gymnasialen Ballettausbildung in Essen-Werden. Außerdem unterrichtet sie weiterhin regelmäßig Choreographie und Interpretation in Moskau und Ekaterinenburg.

Seit 2012 ist U.G. erste Vorsitzende der LAG Tanz NRW und engagiert sich sowohl gesellschaftlich wie politisch für eine bessere Akzeptanz der Tanzkunst und ihrer Akteure in D.

Quelle: Biografie | (ullageiges.de)

 

 

Geboren bin ich 1992 in Paris.

Nach drei Jahren in Frankreich zog meine Familie für ein Jahr nach Deutschland um gleich danach bis ins Jahr 2000 nach Moskau zu ziehen. Schon in Moskau begann ich im Alter von vier Jahren, Tanzunterricht zu nehmen. Die Entscheidung Tänzer zu werden traf ich im Alter von 15 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt besuchte ich die Akademie des Tanzes in Mannheim, wo ich von nun an täglich trainierte, um eines Tages Tänzer zu werden.

Es hielt mich nicht lange an einem Ort. Mit 18 Jahren begann ich mein Studium zum professionellen Bühnentänzer an der Rambert School of Ballet and Contemporary Dance in London.

Im Jahr 2013 beendete ich dort mit Erfolg mein Studium, hatte nun den Bachelor of Arts und begann mich für Kompanien zu bewerben. Mein erstes Engagement hatte ich dann in Beersheba, in Israel, wo ich die nächsten acht Monate meiner Zeit verbringen sollte. Von 2014 -2019 habe ich als freischaffender Tänzer gearbeitet und war unter anderem in Aachen, Essen, Hamburg, Berlin und weiteren Städten tätig. Um mein Wissen effektiv mit anderen zu teilen habe ich Anfang 2016 eine Ausbildung zum Personal Trainer an der Sporthochschule Köln abgeschlossen. Aktuell lebe und arbeite ich ausschließlich in Berlin.

Quelle: Über mich (mathiswagenbach.de)

 

Mathis Wagenbach, Choreografieassistenz, Berlin

Es war mir eine große Freude am Projekt “Raumspuren” teilzunehmen.

Eigentlich war für den Zeitraum des Projekts geplant gewesen, dass ich wie die anderen Dozenten auch, von Angesicht zu Angesicht mit den Jugendlichen arbeiten würde, die ich schon im letzten Jahr persönlich kennengelernt hatte. 

Da die Anreise aber aus Berlin hätte sein müssen, wo der Inzidenzwert zu der Zeit sehr hoch war und weil ich noch in weiteren Projekten eingespannt war, überlegten die anderen Dozenten und ich, wie wir es dennoch hinbekommen könnten, alle gemeinsam an diesem Projekt teilzunehmen und die Jugendlichen in dieser harten Zeit zu befeuern. 

Heraus kam die Idee eines digitalen Einsatzes.

Passend zum Thema und zur aktuellen Lage überlegte ich mir choreografisches Material, dass ich in meiner Berliner Wohnung kreierte und abfilmte. In Rohform ging das ganze direkt an Ulla Geiges, die den Jugendlichen das Material vorspielte und an einer Verknüpfung der verschiedenen Sequenzen arbeitete. Jeden Abend folgte eine telefonischer Austausch zwischen Ulla und mir, in dem wir besprachen, was gut funktionierte und wo noch Erklärungsbedarf war und weitere Videoaufnahmen notwendig waren. 

Die Sequenzen spickte ich jugendgerecht mit Verbildlichungen und Geschichten. So wurde aus einer Wellenbewegung zum Beispiel eine “Corona” Welle, aus einem Flügelschlag die Corona Fledermaus und aus einer Löffelbewegung eine Wuhan Suppe. 

Im großen Ganzen war diese Form der Arbeit eine neue Erfahrung. Durch das tolle Feedback der Schüler hatte ich großem Spaß an der Sache und die Erfolge der Jugendlichen, in solch einer kurzen Zeit waren berauschend. Insgesamt hätte es nicht besser laufen können. 

Dennoch freue ich mich sehr darauf, wenn die Arbeit im engen Kontakt wieder möglich sein wird.

07.01.2021, Mathis Wagenbach

 

Franz Wagenbach erwarb erste filmtechnische Grundlagen 1961 bis 1963 bei einem Volontariat in einem Filmkopierwerk; parallel dazu lernte er Bildgestaltung in einer Fotografenklasse. In den Jahren von 1963 bis 1974 arbeitete er als Kameraassistent und 1974 bis 1980 als Kameramann. In dieser Zeit wurde er als Dozent an das Kenyan Institute of Masscommunication entsandt. 1980-85 arbeitete er als Kameramann im WDR Studio Paris, 1985-91 in Nairobi, 1991-95 wiederum in Paris und zuletzt 1996-2000 in Moskau. Als Auszeichnungen erhielt er den Journalistenpreis des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Ernst Schneider Preis. Für den DEUTSCHEN KAMERAPREIS war Franz Wagenbach auch 1998 für „Alltag bei minus 60 Grad“ und „Traumstadt – Hoffnung und Enttäuschung in St. Petersburg“ nominiert.

Quelle: Franz Wagenbach - Deutscher Kamerapreis (deutscher-kamerapreis.de)

 

Franz Wagenbach, Fotograf

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ ließ sich einst ein angesehener Politiker vernehmen.

Ach ja?

Diese Gewissheit würde er nach einer Visite in der „Schule an der Sieg – Eitorf“ so nicht aufrechterhalten wollen. Er hätte sich davon überzeugen können, wie mit Passion und einem sehr langen Atem Ideen zu Vorhaben und Vorhaben zu Projekten werden.

Trotz massiver Einschränkungen unter Corona Bedingungen wurde dieser Prozess durchgehalten und belohnt mit der Aufführung der „Raumspuren“ - einem Tanzprojekt unter der Leitung von Anette Schöberl.

Und Leitung erforderte hier, wie ich beobachten konnte, erst mal eine Räumlichkeit mit der Funktion einer Schulmensa in eine Tanz- und Aufführungsstätte zu verwandeln.

Also: die gesamte Ausstattung, wie Hintergründe, spezielle Schwarzlichtlampen mit Kabeln in Position bringen, Außenfenster wurden verdunkelt, und bald hingen die sehr eigenwilligen Themenmasken an langen Schnüren von der Saaldecke und auf dem Saalboden sah man Anette Schöberl auf den Knien rutschend den Boden sauber wischen. Hier überwinde ich gerne meine Abneigung gegen neudeutsche Anglizismen und sehe in Anette Schöberl die Verkörperung des Multitaskings.

Die Zeit für Proben waren so passgenau in die Verpflichtungen der Schüler eingepasst, dass diese bei Vorbereitungen kaum mithelfen konnten. Ihre volle Konzentration richtete sich im Folgenden auf die tänzerischen Figuren, die gemeinsam mit der Choreographin Ulla Geiges entwickelt wurden.

Der von Anette Schöberl eingebrachte Schwarzlichteffekt bedingte eine fast abstrahierende Reduktion alles Körperlichen auf eine Symbolik der Vereinzelung. Statt räumlicher Tiefe verdichtete eine graphische Prägnanz die aufleuchtenden Elemente (Fragmente) zu einer bewegten Erzählung. Ist im Volkstanz der Reigen, das Zueinanderstreben einer Gemeinschaft stilbildend, so übersetzt sich dies in den „Raumspuren“ ins Gegenteil. Eine Suggestion, die sich von den Corona Maßgaben ableitet, sie poetisch fokussiert als Verlust des Mitmenschlichen, nüchtern und ohne Lamento.

Diese Zusammenarbeit von Schülern und Anette Schöberl und Ulla Geiges macht Hoffnung.

Und unsere zitierte hochgestellte Persönlichkeit würde sicher die „Raumspuren“ statt eines Arztbesuches empfehlen.

Franz Wagenbach, 23.01.2021

Fotograph beim Tanzprojekt „Raumspuren“

 

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